Sprachen in Südafrika

25. April 2021 | Informationen

Sprachen in Südafrika

Am 24.09. feierte die Regenbogennation Südafrika ihre kulturelle Diversität, die sich unter anderem in der Sprachvielfalt Ausdruck verschafft. Insgesamt werden in Südafrika mindestens 35 Sprachen gesprochen.
Damit ist das Land nach Bolivien und Indien dasjenige mit den meisten offiziellen Sprachen der Welt. Dieser Blogartikel soll euch einen kleinen Einblick in die Kulturen hinter diesen Sprachen und somit der diversen Kultur Südafrikas geben.

isiNdebele

Hallo in isiNdebele Lotjhani

isiNdebele ist die Sprache der Ndebele und wird insgesamt von etwa 2% der in Südafrika lebenden Bevölkerung gesprochen. Sie wird auch Süd-Ndebele oder Nrebele genannt.

Die Ndebele (Eigenbezeichnung amaNdebele oder Süd-Ndebele) sind eine im nördlichen Südafrika lebende Gesellschaft. Es gibt ca. 1,1, Milionen Ndebele, die größtenteils in der heutigen südafrikanischen Provinz Mpumalanga im Nordosten von Südafrika mit Grenzen zu Eswatini und Mosambik leben. 1981 bis 1994 – während der Apartheid – waren die meisten südafrikanischen Ndebele dem Homeland KwaNdebele zugeordnet und mussten dementsprechend dort leben.

Traditionell leben sie vorzugsweise in Rundhütten. Die farbenprächtige Gestaltung der Häuser und der Kleidung ist ein Merkmal dieser Volksgruppe. Häufig kommen patriarchalische Strukturen vor, etwa polygame Ehen, bei denen jeder Frau ein eigenes Haus zusteht. Viele Ndebele leben nicht mehr traditionell und sind zum großen Teil Christen, pflegen aber auch den Ahnenkult und glauben teilweise an Magie.

Sepedi

Sepedi (auch Nord-Sotho oder vereinfacht Pedi genannt) ist die Sprache der Bapedi. Etwa 11,9 % der Südafrikaner sprechen diese Sprache. Die (Ba-) Pedi leben zum größten Teil im Norden Südafrikas in der Provinz Limpopo, die an die Länder Mosambik, Simbabwe und Botswana grenzt.

1879 besiegten die Briten zusammen mit den Buren die Bapedi, nach einigen zuvor vergeblichen Versuchen, und übernahmen deren Gebiete als Kolonial- und Siedlungsgebiete. 1885 wurde den Bapedi ein Gebiet namens Geluk’s Location zugewiesen und unter dem Arpartheidsregime lebten die meisten Bapedi im Homeland Lebowa.

Hallo in Sepedi Dumela

Sesotho

Hallo in Sesotho Dumela

Sesotho ist eine Sprache der Sotho – die Sammelbezeichnung für Ethnien der Bantu, die Sotho-Tswana-Sprachen sprechen und überwiegend in den Ländern Südafrika, Botswana und Lesotho leben. Neben der Sprache haben sie weitere kulturelle Gemeinsamkeiten. Sesotho wird hauptsächlich von den Basotho gesprochen während die Batswana die Sprache Setswana sprechen.

Ca. 1500 siedelten sich die Sotho in dem heutige Siedlungsgebiet an und spalteten sich in drei bis heute bestehenden Gruppen auf. Sie teilen den Totemismus und den Ahnenkult und besitzen ähnliche soziale Strukturen. So steht an ihrer Spitze jeweils ein traditionelles Oberhaupt, dessen Amt vererbt wird. Sie sind traditionell vor allem Viehzüchter, aber auch Handwerker. Sie leben zumeist in größeren, geschlossenen Siedlungen.

Die meisten Basotho sind in der Folge der Missionarstätigkeit seit 1833 Christen. Aufgrund der Missionierung durch verschiedene europäische Missionsgesellschaften, die die Einführung jeweils eigener orthographischer Systeme mit sich brachten, erklären einige der Unterschiede der Sotho-Tswana-Sprachen. Weitere Unterschiede in Kultur und Sprache der Basotho im Vergleich zu den anderen Sothogruppen ergeben sich z.B. daraus, dass sie gezwungen waren sich mit anderen migrierenden Ethnien zu vereinen. Viele ihrer Sitten und Gebräuche sind bis heute erhalten geblieben. Beispielsweise werden Entscheidungen auf Dorfebene gefällt. Im 19. Jahrhundert hieß diese allgemeine Versammlung pitso. Auch verwandtschaftliche Bindungen haben große Bedeutung, sodass Einkommen einzelner Familienmitglieder unter allen aufgeteilt wird. Neben einem westlich ausgerichteten Schul- und Gesundheitswesen gibt es an abgeschiedenen Orten Unterricht in traditionellen Disziplinen sowie Heiler mit alternativen Methoden. Bis heute tragen viele Basotho Wolldecken (kobo) und Strohhüte (mokorotlo).

siSwati

siSwati (auch Swati oder Swazi) ist eine Sprache der Sotho. siSwati wird hauptsächlich von den Swazi – so bezeichnet sich die in Eswatini lebende Bevölkerung – aber auch in Südafrika gesprochen während z. B. Sesotho die Sprache der Batswana ist. Für etwa 2,06% der über 15-Jährigen Südafrikaner ist siSwati die Muttersprache.

siSwati gehört, wie alle Sotho-Twana-Sprachen, zur Bantusprachenuntergruppe der Nguni-Sprachen, der auch isiZulu, isiXhosa (zu diesen beiden Sprachen kannst du dich in den nächsten Tagen ebenfalls bei uns belesen) und isiNdebele und einige andere Sprachen angehören. Diese Sprachen sind linguistisch so eng verwandt, dass eine gegenseitige Verständigung zwischen den Sprechergruppen weitgehend problemlos möglich ist.

Durch den Druck der einwandernden Europäer im 19. Jahrhundert, rückten die Swazi enger zusammen und konnten ihr angestammtes Gebiet zwischen 1856 und 1865 vergrößern. Nach mehreren Kriegen und/oder Verhandlungen mit den Buren und Briten wurde das Swasiland (wie es damal hieß) 1895 erst zum Protektorat des durch Großbritannien kontrollierten Transvaal erklärt. Später in 1968 erlangte Eswatini die Unabhängigkeit.
Traditionen werden unter den Swazi bis zum heutigen Tag gepflegt. Eine bedeutende traditionelle Zeremonie ist iNcwala (übersetzt etwa: „Zeremonie der ersten Frucht“). Sie muss vom König angeleitet werden und wird hauptsächlich in Lobamba (dort sitzt das nationale Parlament) gefeiert. Die acht-wöchige Zeremonie beginnt an einem Tag im Dezember, der von lokale Astrologen festgelegt wird. Die Feierlichkeiten sollen die Rolle des Königshauses stärken, die beginnende Erntezeit anzeigen und erbitten den Segen der Ahnen.

Hallo in siSwati Sawubona

Xitsonga

Hallo in Xitsonga Avuxeni

Xitsonga („Schi-tsonga“, auch Shangana-Tsonga oder Shangaan) ist die Sprache der Tsonga. Sie sind eine Bantugesellschaft im südlichen Afrika. Hauptsächlich sind sie in Mosambik, Simbabwe und Südafrika vertreten. Etwa 3,18% der über 15-jährigen südafrikanischen Bevölkerung in Südafrika sprechen Xitsonga. Sie leben hauptsächlich in der Provinz Limpopo. Auch in Simbabwe ist Xitsonga eine offizielle Amtssprache.

Die Besonderheit dieser Sprache ist, dass es keine einheitliche Standardsprache gibt und die vier Hauptdialekte Ronga, Tonga, Tswa und Inhambe Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts getrennt voneinander verschriftlicht wurden.

Die Tsonga lebten im sog. Gaza-Reich, das vom heutigen Südost-Simbabwe bis zum Save River im südlichen Teil Mosambikes reichte. Auch Teile des nördlichen Südafrikas gehörten dazu. 1985 wurde der damals regierende König der Tsonga von den Portugiesen gefangen genommen.

Zur Zeit der Apartheid lebten die meisten Tsonga im Homeland Gazankulu in der nördlichen Provinz Transvaal. 1989 waren es ca. 700.000, während 470.000 außerhalb von Gazankulu lebten. Traditionell leben die Tsonga hauptsächlich vom Maisanbau und der Rinderzucht.

Setswana

Setswana ist eine Sprache der Sotho. Setswana wird hauptsächlich von den Twana oder auch Batswana gesprochen. Ca. 3,3 Millionen Twana – eine Sothogesellschaft – oder auch Batswana leben in Südafrika und ihre Sprache wird von etwa 10,3% der Schwarzen Südafrikaner als Muttersprache gesprochen. Insgesamt gibt es ca. 4,5 Millionen Batwana und sie leben ebenfalls in Simbabwe, Namibia und Botswana. In Botswana bilden die Batswana die Bevölkerungsmehrheit und der Begriff wird auch genutzt, um die Bewohner Botswanas zu benennen.

Die Unterschiede der drei Gruppen der Sotho basieren z.B. auf den Unterschieden ihrer Siedlungsgebiete: die Batswana bevölkerten hauptsächlich die Savanne das ehemalige westliche Transvaal und das benachbarte Botswana und leben traditionell insbesondere von der Rinderzucht.Sie lebten in sogenannten Riesen-Dörfern mit bis zu 40.000 Einwohnern. Sie wurden jeweils von einem Kgosikgolo als königlichem Führer regiert. Der Kgosikgolo ist für sie sowohl der weltliche als auch der spirituelle Führer, der als Vermittler zu Modimo, ihrem höchsten Gott, agiert.

Hallo in Setswana Dumela

Tschivendra

Hallo in Tschivendra Ndaa

Tshivenda ist die Sprache der Venda – ebenfalls eine Bantusprache. In Südafrika sprechen etwa 2% der über 15-jährigen diese Sprache. Sie wird von ca. 600.000 Südafrikaner*innen gesprochen und einige Venda leben ebenfalls in Simbabwe.

Die Gebiete der Venda befinden sich im Norden Südafrikas, südlich von Simbabwe. Ihre Geschichte reicht in diesem Gebiet bis in den Anfang des 17. Jahrhunderts zurück. Während der Apartheid errichtete die Südafrikanische Regierung ein Homeland – Venda – in diesem Gebiet. 1994 wurde das Homeland wieder Teil von Südafrika, bevor sich die Republik Venda 1979 als unabhängig erklärte. Dies wurde zwar von Südafrika anerkannt, nicht aber von der internationalen Gemeinschaft.

isiXhosa

isiXhosa ist die Sprache der Xhosa (Selbstbezeichnung amaXhosa). Sie machen etwa 16% der Südafrikaner*innen aus. Nach isiZulu ist sie die weitverbreiteste Muttersprache in Südafrika. Eine Besonderheit sind die Schnalzlaute dieser Sprache – auch “Xhosa” beginnt mit einem solchen Laut.

Die meisten Xhosa leben heute in der Provinz Eastern Cape – südlich von Lesotho und die Küstenstadt Port Elisabeth inkludierend. Traditionell lebten die Xhosa als Viehzüchter in der gegend der Amathole Berge. Durch die Kolonialpolitik der Briten wurde diese Gegend von verschiedenen anderen lokalen Gesellschaften und den Buren stark umkämpft. Es kam dabei zu zahlreichen bewaffneten Konflikten.

Bekannte Angehörige der Xhosa sind z.B. der verstorbene Politiker Nelson Mandela sowie der ehemalige Erzbischof Desmond Tutu und der Comedian Trevor Noah.

Hallo in isiXhosa Molo

isiZulu

Hallo in isiZulu Sawubona

isiZulu die meinst gesprochene Muttersprache in #Südafrika. 2019 waren es etwa 22,7% der Südafrikaner*innen. Zur Geschichte der Sprache ist nur wenig bekannt, aber es gibt Anzeichen, dass sie seit dem 16. Jahrhundert besteht. isiZulu wird vor allem von den Zulu gesprochen. Die meisten Zulu – Eigenbezeichnung amaZulu – leben im nördostlich gelegenem südafrikanischen Bundesstaat KwaZuluNatal.

Während der Apartheid lebten ca. 5,2 Millionen Menschen im Homeland Zululand. Zusätzlich lebten ca. 2 Millionen Zulu außerhalb des Homelands. Während es 1818 nur etwa 1.500 Zulu gab, kam es danach unter ihrem König Shaka zu einem starken Wachstum. Sie expandierten auch ländlich und stießen so 1824 an die Grenze der Kapkolonie der Briten. 1879 besiegten die Briten die Zulu, nach zuvor erflgreichen Versuchen. Zu dieser Zeit gabe es ein ca. 20.000 Mann starkes Militär der Zulu, das den Briten einige Probleme bereitete. Nach King Shaka ist heute noch der internationale Flughafen in Durban (Südafrika) benannt.

Bekannte Zulu sind z.B. der ehemalige Präsident Südafrikas (2009 – 2018) Jacob Zuma, der ebenfalls vorsitzender der Partei ANC war. Ihr gehörte auch Nelson Mandela an. Auch bekannt ist Soloman Lindas. Weniger unter seinem Namen als für sein Lied Mbube, das er in den 1920ern schrieb und das den Ursprung des Songs aus dem Disney-Klassiker „Der König der Löwen“ bildete.

Afrikaans

Afrikaans (früher auch Kapholländisch oder Kolonial-Niederländisch genannt) ist urprünglich die Sprache der Buren, die sich im 16. Jahrhundert im Süden des Afrikanischen Kotinents ansiedelten. Mittlerweile sprechen 13,5% der Südafrikaner*innen Afrikaans als Muttersprache. Somit liegt sie nach isiZulu und isiXhosa auf Platz 3 der meistgesprochenen Muttersprachen. Afrikaans bedeutet übersetzt “afrikanisch” und wird neben Südafrika auch in Namibia gesprochen.

Die Entwicklung der Sprache begann durch den ersten Kontakt von niederländischen Seefahrern mit der am Kap der guten Hoffnung lebenden Bevölkerung. Als sich die ersten (europäischen) Siedler am Kap niederließen formte die lokale Bevölkerung die Sprache weiter. Viele Einheimische mussten die Sprache lernen um zu überleben – insbesondere Sklaven wurden dazu gezwungen. So war das Ansehen der Sprache auch erst die einer “Arbeitersprache”, während Niederländisch von den “gebildeten” Leuten gesprochen wurde.

Das Wort “Apartheid” selbst ist ein Begriff aus dem Afrikaans und bedeutet so viel wie “Getrenntheit” und meint damit die Trennung der weißen und schwarzen Bevölerung währedn der gleichnamigen, geschichtlichen Periode in Süadrika – sie endete 1994. Während der Apartheid war die Sprache eng verknüpft mit der Rassenideologie und Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung Südafrikas.

Hallo in Afrikaans Goeie Dag

English

Hallo in English Hello

Das English, das in Südafrika gesprochen wird, nennt sich offiziell Südafrikanisches Englisch (kurz SAfEng) und ist eine Varietät der Englischen Sprache. Sie wird von ca. 9,6% der Südafrikaner*innen als Muttersprache gesprochen. Südafrikanisches Englisch ist in seiner Aussprache von den Erstsprachen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Südafrika beeinflusst. So haben sich insbesondere aus dem Afrikaans und isiZulu Wörter wie z. B. indaba (Zulu, Xhosa, dt. ‘Besprechung, Geschäft’) einen Weg in dieses Sprache gebahnt. Auch in Simbabwe, Kenia, Namibia und Sambia wird eine ähnliche Version des English gesprochen.

Mit den ersten britischen Siedlern in der Kapregion 1820 beginnt die Geschichte des südafrikanischen English. In den letzten 25 Jahren des 19. Jahrhunderts verlegten ca. 500.000 europäische Einwanderer ihren Lebensmittelpunkt nach Südafrika. Viele von ihnen sind englischsprachig.

Englisch ist die einzige offizielle Sprache Südafrikas, die auch weiter verbreitet außerhalb von Südafrika gesprochen wird. Zudem funktioniert sie zusammen mit isiZulu und Afrikaans als sog. Lingua Franca innerhalb von Südafrika – sie ermöglicht es den unterschiedlichen Sprach- und Kulturgruppen im Land untereinander zu kommunizieren.

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